Taubenvergiften – und andere böse Lieder
In heiter-erzählender und singender Weise führen Uwe Hanke und Kerstin Maus ihr Publikum durch die makabren und sarkastischen Lieder des Meisters des „Schwarzen Humors“ Georg Kreisler, dessen Texte noch immer zeitlos und damit hochaktuell geblieben sind - nichts hat sich an den Charakteren und Verhaltensweisen der Menschen geändert.
Neunzig Minuten feinstes musikalisches Kabarett läßt jeden der Zuhörer sich mehr oder weniger selbst wiedererkennen und mit einem Augenzwinkern eigene Schwächen (und Stärken) auf´s Korn nehmen, sei es mit „Taubenvergiften für Fortgeschrittene“, „Der Triangelspieler“, „Der guate alte Franz“ oder „Die Wanderniere“ – von Uwe Hanke wortgewandt und pointenreich verbunden mit ebenso spitzen und karikierenden Texten.
Kreisler-Abend im PapperlaPub
Mit frechen, heiteren und bösen Liedern und Texten von George Kreisler (1922-2011) überzeugten Kerstin Maus und Uwe Hanke in einem sehr ansprechenden Soloprogramm.
Der rührige Wirt der Annaberger Szenekneipe, Thomas Fischer, setzt mit Selbstverständlichkeit
die unter seinen Vorgängern seit langem erfolgreiche Reihe musikalisch-literarischen Abenden fort, die gerne vom Publikum angenommen werden. Manche dieser Veranstaltungen, bei denen oft
Publikumslieblinge des Theaters die Stars waren, sind inzwischen Legende. Wie die des Entertainment-Komödianten Jochen Hellwig, die Kästner- und andere Abende von Leander de
Marel, oder in letzter Zeit, die gestalteten Lesungen aus der „Feuerzangenbowle” von Michael Junge. Am vergangenen Sonntag waren Georg Kreislers Chansons unter dem
Programm-Titel “Wo sind die Zeiten hin - Ein Wiener Abend mit bösen Liedern” mit seinen unverwechselbaren sarkastischem Wiener „Heimatbild” hier zu hören. Die Schauspielerin und Sängerin
Kerstin Maus und Chordirektor Uwe Hanke vom Annaberger Winterstein-Theater waren die Protagonisten des Abends und zumindest Letzterer für die Zuschauer ein
Aha-Erlebnis, wirkt er doch sonst eher hinter der Bühne. In entspanntem, dennoch pointiertem Erzählstil führte er durchs Programm erläuterte den Zusammenhang von Mozart und Kreisler, spielte
exzellent die Begleitungen quer durch die Musikgeschichte und sang selbst die besonders schwierigen Textexzesse teilweise in rasanter, aber dennoch verständlichen Geschwindigkeit. Sieh einer an, wozu
eine so seriös daher kommende Respektsperson an solchen Abenden und Orten fähig ist! Gut, aber er muss ja auch sonst nicht selten den unterschiedlich begabten Choristinnen und Choristen Klang,
Rhythmus und Ausdruck einhämmern! Kerstin Maus hingegen erfüllte die Wünsche an ihr Ausdrucks- und Spieltalent einmal mehr, was die Zuschauer bereits in „Sound of Music”, „Kiss me Kate” oder
„Linie 1” am hiesigen Theater bewundern konnten. So kam ihr Können, verschiedenste stimmliche und charakterliche Nuancen zu färben, gut über die etwas spärlich beleuchtete Rampe, wenn sie
mit Hanke u.a. zum „Tauben vergiften” im Wiener Park unterwegs war oder „ihre” „Frau Schmidt” mit der Gefährlichkeit kleinbürgerlichen Intoleranz ausgestattet, angeprangert wird.
Georg Kreisler liefert aber auch scharfe Vorlagen mit seinen Angriffen auf die Wiener Antisemiten und Nazis. Deshalb er sich sein Wien auch so schön vorstellen kann „ohne die Wiener”! Man
lacht hier kräftig darüber, stelle sich diese Aussage aber mal im Bezug auf die Erzgebirger vor...!
Ganz aus sich heraus ging dann die gekonnt nuanciert singende und gestaltende Darstellerin bei ihrer „Todesträumerin” oder „Wie finden Sie das, Herr Direktor”, eine Ansprache an den
Theaterleiter, der dies leider nicht miterlebte, ansonsten hätte er ihr vermutlich an diesem Abend dann noch einen festen Ensemble-Vertrag angeboten... Kerstin Maus kostete spielerisch und gesanglich
dagegen die Eigenheiten des Menschlichen durch die Österreichisch-Ungarischen-Preußischen Gefilde persiflierend aus. Hanke konterte dann mit Genuss den „Musikkritiker”, der ja „so unmusikalisch” ist,
köstlich den „Triangelspieler” und zusammen mit seiner Kollegin im Brustton der Überzeugung, dass es „Frühlingszeit” sei, was sich paar Stunden später dann zunächst doch noch einmal als ein etwas
verfrühte Vorfreude herausstellte.
Ein etwas österreichisch angehauchtes Drei-Gänge-Menü wurde in den beiden Pausen serviert. Der Abend im PapperlaPub war wieder einmal eine viel belachte, nachdenklich machende Veranstaltung, die
Wiederholung und Zugaben fordert und die man gern empfehlen kann. Und wie gut wäre es, wenn dieser unterhaltsame und gescheite Kreisler-Abend an anderen Orten wiederholt werden
könnte.
(Annaberger Wochenblatt 11.03.2013)